Der Wolf und das Meer

von Katja Rostowski

1.    Kapitel
Was hatten sich diese Leute dabei gedacht, solch ein scheußliches Ungetüm zu bauen?
Genau hier. An einem Ort, wo sich der Wald hinter Dünen zu verstecken schien, aus Angst das gewaltige Meer könnte ihn verschlingen.
Wellen trafen tosend auf den Strand. Das Geräusch rauschte durch die Luft, gefolgt vom Wind, der Sand aufwirbelte und Blätter erzittern ließ.
Ein befreiender und mystischer Anblick zugleich, der prompt durch das Aufragen einer weißen Villa zerstört wurde.
 Akkurat geschnittener Rasen und abstrakte Buchsbaumfiguren wurden von einer hohen Mauer abgeschirmt. Nichts von der wilden Natur durfte hineindringen.
Kopfschüttelnd ging Linda an dem menschengroßen Marmorbrunnen vorbei, dessen Plätschern neben Wind und Wellen kläglich klang. Unter ihren Sohlen knirschten die Kieselsteine, während sie sich vom Haus abwandte. Es war nie ihr Zuhause gewesen. Nicht einen Tag.
Sie seufzte wohlig, als ihre nackten Füße im kühlen Sand versanken. Wind zerrte an ihren braunen Haaren, bis sie sich aus dem Dutt lösten. Die Hände vergrub sie in den Taschen ihres Pullovers, bevor sie Richtung Meer schlenderte. Das Ziel war eine Düne, die sich schützend davor aufgebaut hatte.
In ihrer Kindheit hatte sie es nie lange im Haus ausgehalten. Genau wie jetzt war sie an den Strand oder in den Wald geflohen. Meist alleine, denn ihre Eltern hatten ihr Zuhause nur zum Arbeiten oder zu Feierlichkeiten verlassen. Nun lagen sie unter der Erde. Verwesten langsam und Maden verspeisten ihre Körper.
An der Düne angekommen ließ Linda sich in den Sand fallen, schlang die Arme um die Knie und betrachtete die wenigen Wolken am Himmel.
»Ihr wart so stolz auf euer Geld und am Ende hat es euch den Tod gebracht.«
Der Wind trug die leisen Worte mit sich, als störte er sich an ihrem Klang.
Sie dachte an den Piloten, der beim Flug nach Paris einen Herzinfarkt erlitten hatte. Er und Lindas Eltern waren beim  Absturz des Privatjets ums Leben gekommen.
Nun war eine Frau Witwe und Linda reich, im Besitz einer Villa und ohne Plan für die Zukunft.
Seufzend lauschte sie den Wellen. Möwen flogen über ihrem Kopf hinweg. Sie stießen schrille Schreie aus, als würden sie über sie lachen.
»Toll, dass wenigstens ihr es witzig findet!«
Dummes Federvieh! Sie streckte ihnen die Zunge heraus und ließ sich nach hinten fallen.
Ihr ganzes Leben hatte sie das getan, was ihre Eltern von ihr verlangt hatten. Sogar das Jurastudium, das ihr bis zum Ende keinen Spaß gebracht hatte.
Jetzt, wo ihre Eltern fort waren, gab es keinen Halt mehr, an den Linda sich klammern konnte und keinen, der die Entscheidungen für sie traf. Sie musste es selbst tun und das ließ sie sich fühlen wie ein winziges Blatt auf einem reißenden Strom. Trotzdem stahl sich ein Lächeln auf ihre Lippe, bei dem Gedanken an die bevorstehende Herausforderung.
Ein leises Rascheln riss Linda aus den Gedanken. Langsam drehte sie sich zu der Quelle und – schrie los.
Nur wenige Schritte von ihr entfernt, versteckt im Schilf der Dünen, stand ein Wolf. Gott im Himmel, ein richtiger Wolf! Keiner von der kleinen niedlichen Sorte aus dem Zoo. Nein, er war riesengroß und das dunkelbraune Fell hob sich bedrohlich vom hellen Sand ab.
Keuchend krabbelte sie rückwärts, bis ihre Hände keinen Halt mehr fanden und sie kreischend die Düne hinunterrutschte.
Unsanft landete sie auf dem Bauch. Sofort drehte sie sich wieder um. Der Wolf hatte sich an das obere Ende der Düne gestellt und sah sie mit schief gelegtem Kopf und zuckenden Ohren an. Es wirkte nicht, als würde er sie fressen wollen, eher als würde er über sie lachen.
Erst die Möwen, jetzt der Wolf. Was war bloß so witzig an ihr!
Mit hämmernden Herzen stand Linda auf.
»Hallo Teddylein«, stieß sie kieksend hervor, denn trotz ihrer Angst, wirkte er wie ein plüschiger Teddy. Ein großer plüschiger Teddy.
Der Wolf fletschte knurrend die Zähne, was ihr beinahe einen Herzinfarkt bescherte. Okay, kein Teddylein. Sie schluckte schwer. »Sei brav, ja? Ich gehe jetzt zum Haus und du wirst mich nicht fressen, okay?«
Der Wolf schnaubte und setzte sich hin. Linda nahm es als ein Ja und begann, zurückzuweichen.
»Feiner Wolf.«
Zum Glück bewegte sich das braune Ungetüm nicht weiter. Sie kletterte die Düne hinauf - vorsichtig und langsam. Keine hektischen Bewegungen.
Schweiß lief ihr den Rücken hinab und kitzelte Linda, während sie rückwärts über den Sand schlich.
Die wenigen Minuten kamen ihr wie Stunden vor. Schließlich spürte sie die kühle Mauer im Rücken. Knapp zweihundert Meter entfernt lag der Wolf und hatte seinen Kopf auf die Pfoten gelegt. Nichts deutete darauf hin, dass er aufspringen und sie jagen würde. Im Gegenteil. Er drehte sich sogar auf den Rücken und wälzte sich im Sand. Zittrig holte sie Luft und entspannte sich ein wenig. War es wirklich ein Wolf oder einfach nur ein großer Hund?
Egal, Linda war nur froh, dass er sie nicht gefressen hatte.

 

2.    Kapitel
»Und Linda, wie hat es dir gefallen?«
Maria strahlte sie erwartungsvoll an. Sie war eine kleine pummelige Frau, mit ergrauten Korkenzieherlocken und freundlich dreinblickenden Augen.
»Sehr gut! Sie haben hier viel Liebe reingesteckt.«
»Das stimmt. Es sind alles meine Babys und ich möchte, dass es ihnen so gut wie möglich geht.«
Der zerrupfte Papagei auf ihrer Schulter krächzte zustimmend. Sie gab ihm einen Cracker. »Ja, Micki und du hast es besonders gut.«
Heute ging für Linda ein spontaner Probetag im Tierheim zu Ende. Er hatte geholfen sie abzulenken und endlich wieder etwas Sinnvolles zu tun. Außerdem wollte sie sich ein Bild von diesem Heim machen. Hier sollte ein Teil ihres neuen Reichtums hineinfließen. Meine Eltern würden sich im Grabe umdrehen, wenn sie davon wüssten, dachte Linda kichernd.
Die Besitzerin durfte noch nichts von ihrem Glück wissen. Denn Geld verwandelte die abscheulichsten Typen in zahme Welpen oder vertrauensvolle Großmütter in kratzende Furien. Maria war keines von beidem, das hatte Linda im Gefühl. Deswegen verabschiedete sie sich lächelnd und nahm sich vor, in den nächsten Tagen einen gefüllten Umschlag bei ihr abzugeben. Kurz vor dem Ausgang blieb sie stehen.
»Ach, Maria? Wissen Sie, ob es hier in der Nähe Wölfe gibt?«
»Wölfe hier am Meer?« Sie schüttelte traurig den Kopf. »Nein Liebes, ich habe seit Ewigkeiten keine mehr gesehen.«
War es doch ein großer Hund gewesen? Nachdenklich fuhr Linda wieder zu dem Haus, das sie einsamer machte als ihre Single-Wohnung.
Sie könnte es verkaufen, aber etwas hinderte sie an diesem Schritt. Sie war dort aufgewachsen und – ach sie wusste es selbst nicht. Wahrscheinlich war es zu früh darüber nachzudenken.
Knirschend fuhr Linda mit dem Auto auf die Einfahrt.
Kaum war der Motor verstummt, zog sie schon die Schuhe aus und steuerte auf die Düne zu. Nur dieses Mal hielt sie Ausschau nach braunem Fell. Gestern Abend war der Wolf in der Dunkelheit verschwunden, trotzdem hatte sie das Gefühl gehabt, dass er noch in der Nähe gewesen war.
Da Linda nichts entdeckte, ließ sie sich auf dem Sand nieder und legte sich der Länge nach hin, um sich in der Sonne zu wärmen.

Blinzelnd öffnete sie die Augen. Sie musste eingeschlafen sein, denn die Sonne war bereits verschwunden.
Ächzend streckte sie ihre steifen Glieder, befreite Haut und Kleidung von dem feinen Sand.
»Daran könnte ich mich gewöhnen«, murmelte sie. Vielleicht war das Haus doch nicht so schlecht. Zumindest im Sommer.
Etwas schnaufte zustimmend neben ihr.
»Scheiße!« Mit den Reflexen einer altersschwachen Katze richtete sie sich auf und wich krabbelnd vor dem großen braunen Wolf – Hund – was auch immer – zurück.
Ohne ihre Panik zu beachten, blieb er liegen und schnaufte ein weiteres Mal.
Angespannt hielt sie den Atem an, wartete, was er als Nächstes tun würde. Er betrachtete sie gelangweilt, also wagte sie einen flachen Atemzug. Er verharrte regungslos. Kein Knurren, keine gefletschten Zähne. Er sah sie nur an. Wie in Zeitlupe begab Linda sich in eine sitzende Position. Er wandte sich von ihr ab und sah auf das Meer hinaus.
Erleichtert, dass er sie nicht anfiel, betrachtet Linda ihn das erste Mal genauer. Das Fell war lang und sah weich und gepflegt aus. Auf der imposanten Schnauze hatte er einen weißen Fleck, genau wie auf den beiden Vorderpfoten. Es waren beängstig große Pranken, bei der ihr das Herz bis zum Halse schlug. Das konnte kein Hund sein. Aber wurden Wölfe so groß?
»Hallo Teddylein.«
Der Name schien ihm noch immer nicht zu gefallen, denn er gab ein genervtes Knurren von sich.
»Du bist ein großer Junge, nicht wahr? Ein braver, großer Junge.«
Der Wolf zuckte mit den Ohren, drehte sich auf den Rücken und streckte alle viere von sich.
Obwohl ihre Hände weiterhin zitterten, stahl sich ein Grinsen auf ihre Lippen. Wolf oder nicht, er war wirklich seltsam.
Einige Minuten betrachtete sie ihn, wie er sich wälzte, bis er sich erschöpft auf die Seite legte. Seine bernsteinfarbenen Augen sahen in ihre und sie wagte sich ein paar Zentimeter nach vorne. Er rührte sich nicht, also kam Linda näher auf ihn zu, bis sie mit ausgestreckter Hand seinen Kopf berührte. In dem Moment hätte er ihr mit Leichtigkeit den ganzen Arm abreißen können. Aber er tat es nicht. Also streichelte sie ihn vorsichtig und fuhr durch das weiche Fell.
»Du hast kein Halsband«, sagte sie leise, mehr zu sich als zu ihm. »Aber du hast gepflegtes Fell. Gehörst du vielleicht jemanden?«
Er nieste und schüttelte den Kopf. Erschrocken zuckte sie zurück.
»Also nicht.« Erneut legte sich ihre Hand auf seinen Kopf. Sie kraulte ihn an den spitzen Ohren, woraufhin er genießerisch die Augen schloss.
»Ich bin verrückt«, murmelte sie grinsend. Dieses Tier könnte sie in der Luft zerreißen, trotzdem saß Linda neben ihm und streichelte ihn wie einen Golden Retriever.
»Hast du einen Namen oder soll ich dich weiter Teddylein nennen?«
Er öffnete ein Auge und schaffte es sie mit einem missbilligenden Blick zu strafen.
»Du bist seltsam.« Linda ließ von ihm ab, bevor sie die Möwen betrachtete, die mit dünnen Beinchen über den Sand liefen und Muscheln aufpickten. »Aber ich bin wohl auch nicht so normal.«
Er knurrte zustimmend und sie fragte sich, ob er verstand, was sie sagte oder nur auf ihre Stimme reagierte. Erfahren würde sie es erst, wenn Wölfe anfingen zu sprechen – also nie.
Obwohl ihr Puls stets in die Höhe schoss, wann immer der Wolf sich bewegte, blieb Linda noch lange Zeit neben ihm sitzen. Es war ein schönes Gefühl, wenn jemand einem zuhörte, auch wenn dieser jemand ein Tier war.
Also begann sie zu erzählen, über ihre strenge Kindheit, durch die sie nie echte Freundschaften hatte knüpfen können. Wie sich ihre Eltern, selbst nachdem Linda bereits Jahre ausgezogen war, immer wieder in ihr Leben einmischten. Sie erzählte wie sie das alles zugelassen hatte und so niemals richtig frei sein konnte. Diese Fesseln waren nie sichtbar gewesen und doch waren sie erst mit dem Tod von Martha und Thomas Stirling verschwunden.
»Ich sollte so etwas nicht sagen, aber die Nachricht von ihrem Tod hat mich nicht erschrocken, sondern erleichtert. Mit einem Mal war eine Last verschwunden, die ich zuvor immer verdrängt hatte.«
Die Worte laut ausgesprochen zu haben bescherte ihr ein schlechtes Gewissen, sodass sie schaudernd die Arme um sich schlang. Die Gedanken waren falsch. Sich über den Verlust der Eltern zu freuen war nicht normal und doch tat sie es. Sie waren Tyrannen gewesen. Darauf erpicht, Linda so perfekt wie möglich zu gestalten, als wäre sie eine Figur aus Lehm.
»Nun.« Sie wandte sich an ihren fellbesetzten Freund. »Man sollte nicht so lange in der Vergangenheit weilen, richtig?«
Er schlug zweimal mit dem Schwanz auf den Boden. Sie grinste, stand auf und klopfte sich den Sand von der Kleidung. Der Wolf richtete sich ebenfalls auf und streckte sich. Unauffällig wich sie zurück. Er war wirklich ein großer Wolf.
»Also Teddy.« Bei dem Namen jaulte er protestierend auf. »Ich habe Hunger und bevor du Hunger bekommst, möchte ich lieber im Haus sein.« Sie tätschelte ihn kurz. »Verstehe mich nicht falsch, aber so ganz traue ich dir noch nicht.«
Daher ließ sie ihn auf dem Rückweg auch nicht eine Sekunde aus den Augen.

 

3.    Kapitel
Stramme Muskeln wölbten sich über die Oberarme von Steve Reed, während er einen Zwanzig-Kilo-Sack Hundefutter auf die Schultern hob. Er war groß, hatte braune schulterlange Haare und sah einfach unglaublich gut aus. Von der Sonne gebräunte Haut und strahlend weiße Zähne vollendeten das Bild.
Schnell wandte Linda sich ab, bevor er sie noch sabbern sah. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf den zotteligen Mischling vor ihr und versuchte mit einer Bürste, die Knoten aus seinem hellen Fell zu lösen.
Es war das zweite Tierheim, das sie diese Woche testete.
Den Umschlag mit dem Geld, hatte Linda heute früh in den Briefkasten von Maria geworfen. Ob sie ihn bereits entdeckt hatte? Linda war eilig wieder gefahren, bevor jemand sie entdecken konnte.
Die Menschen sollten nicht erfahren, wer sie war und warum sie so viel Geld hatte. Andernfalls würden sie um Linda herumschleichen wie gierige Elstern, sich einschleimen und jede Gelegenheit nutzen, Vorteile aus ihrer Bekanntschaft zu ziehen.
Lieber war sie alleine, statt falsche Freunde zu haben.
»Linda, magst du mir kurz helfen?« Steve nickte ihr auffordernd zu und sie eilte zur Tür, um sie für ihn zu öffnen. Er trug auf jeder Seite einen Futtersack. Schweiß perlte von seiner Stirn, während er an ihr vorbei in den Vorratsraum ging. Selbst verschwitzt roch er noch gut.
Ächzend ließ er die Säcke fallen und bedankte sich. Sofort wurde Lindas Kopf heiß und sie drehte sich hastig um. »Und, ist unsere Gina brav?«, hörte sie ihn fragen. Gina war der Mischling, der immer noch artig in der Box wartete.
»Oh, ja.« Verlegen strich sie sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Sie ist wirklich eine liebe Hündin.«
Steve nickte erfreut. »Du machst einen Probetag, richtig?«
»Genau, ich wollte schon immer etwas mit Tieren machen. Mein neuer Job fängt erst im Januar an, da dachte ich mir, ich nutze die restlichen Monate für etwas Sinnvolles.«
Die Lüge glitt ihr mit Leichtigkeit über die Lippen, wie zuvor bei Steves Mutter, der Inhaberin des Tierheims. Es war nicht schön, zu lügen, aber Linda tröstete sich damit, dass die beiden es ihr nicht übelnehmen würden.
»Es ist immer schön, zu wissen, dass es noch Tierliebhaber wie dich gibt. Die Kleinen werden sich über einen neuen Spielkameraden freuen.« Steve zwinkerte ihr zu, bevor er sich wieder an die Arbeit machte. Genau wie Linda, denn Gina winselte bereits ungeduldig.
»Ein netter Mann, dieser Steve«, flüsterte sie ihr zu und kraulte die weichen Ohren. An diesem Tag trafen sich Steves und ihr Blick noch einige Male. Jedes Mal fühlte sich ihr Kopf an wie eine reife Tomate.

 

4.    Kapitel
»Weißt du, worüber ich heute nachgedacht habe?«
Teddy sah sie nicht an, zuckte aber mit den Ohren.
»Ich bin sechsundzwanzig und hatte noch nie einen Freund.«
Nun sah er sie doch an. Beinahe überrascht, wenn das bei Wölfen überhaupt möglich war.
»Wirklich! Andere sind in meinem Alter verheiratet, haben Kinder. Ich habe noch nicht mal jemanden geküsst!«
Als Antwort schleckte er ihr plötzlich über die Wange. »IIhh, hör auf!« Angewidert wischte sie sich die Sabber fort. »Das ist ja ab…«
Erneut landete die lange Zunge in ihrem Gesicht. Kreischend und lachend wich sie zurück. Teddy setzte ihr nach, bis sie am Boden lag und sich schützend die Hände auf das Gesicht presste. Nachdem auch die mit Wolfssabber bedeckt waren, ließ er endlich von ihr ab. Linda spähte zwischen den Fingern hindurch. Der Wolf stand mit heraushängender Zunge über ihr und wedelte freudig mit dem Schwanz.
»Vielen Dank dafür!« Sie warf die Hände dramatisch in die Luft. »Auf meinem Grab wird stehen: Ihren ersten und auch letzten Kuss verdankte sie einem stinkenden Wolf!«
Teddy knurrte protestierend.
»Tut mir leid, aber das ist die Wahrheit. Du hast Mundgeruch. Ich wäre beinahe erstickt!«
Er jaulte kurz auf, bevor er sich beleidigt niederließ. Quer über ihre Beine!
»Hätte ich dich anlügen sollen?« Als Antwort drehte er nur den Kopf von ihr weg. Zum Glück konnte er so ihr Grinsen nicht sehen.
»Habe ich jetzt den großen bösen Wolf namens Teddy beleidigt?« Ihre Stimme triefte nur so vor Spott. Sie wusste, dass er jedes Wort verstand und ihn der Spitzname ärgerte.
Nun zwickte er Linda leicht ins Bein. Es tat kaum weh, trotzdem zuckte sie zurück. Soweit es überhaupt ging, mit hundert Kilo auf den Beinen.
»Das ist unfair! Lass mich frei!« Er rührte sich keinen Millimeter. Das sollte anscheinend ihre Strafe sein.
»Teddy, du zerquetscht mich.« Das stimmte nicht ganz, aber vielleicht ließ er sie so frei. Zu früh gefreut. Sie spürte, wie er sich noch schwerer machte und ihre Beine anfingen, zu kribbeln, weil kein Blut mehr hindurchfließen konnte.
»Okay, okay, okay!« Kapitulierend hob Linda die Hände. Teddy musterte sie.
»Es tut mir leid. Ich bin im Unrecht. Dein Atem riecht wie eine blühende Rose. Nein, wie eine ganze Blumenwiese an einem sonnigen Frühlingstag!«
Der Wolf rührte sich nicht und Linda fürchtete schon, ihre Beine würden absterben. Schließlich richtete er sich doch auf, streckte sich und setzte sich an den Rand der Düne.
Linda stockte. Es war ein wunderschöner Anblick, selten und ungewohnt aber wunderschön. Der Wolf und das Meer. Ein Inbegriff der Freiheit.
Mit einem Mal überkam sie eine Idee. Sie massierte ihre Beine, damit das Blut wieder zirkulierte, und sprang auf.
»Bleib genau hier sitzen, okay?« Teddy sah sie an.
»Genau so!«, wiederholte sie nachdrücklich. »Ich bin gleich wieder da.«
Eilig rannte Linda zum Haus. Als sie zurückblickte, saß er weiterhin an der gleichen Stelle und betrachtete sie mit schief gelegtem Kopf. Sie winkte ihm zu und eilte durch die Tür. Polternd nahm sie die Treppe bis in die zweite Etage. Ihr altes Kinderzimmer war unverändert, bis auf die Reisekoffer, die unordentlich im Raum verteilt waren. Hektisch langte sie unter das Bett und zog alles, was sie finden konnte hervor.
Am Ende sah sie zufrieden auf ihre Beute. »Perfekt!«

»Nicht bewegen, habe ich gesagt!«
Teddy winselte leise, rührte sich aber nicht weiter.
Linda saß wieder neben ihm. Vor ihr eine kleine Staffelei mit einer weißen Leinwand. In der einen Hand einen Pinsel und in der anderen die Ölfarben-Palette.
Früher hatte sie es geliebt zu malen. Obwohl die Bilder nicht schlecht waren, hielten ihre Eltern es für brotlose Kunst. Sie hatte es meist heimlich getan, um die beiden nicht zu verärgern. Im Studium war dann kaum noch Zeit gewesen, sodass sie ihr einziges, eigenes Hobby nicht weiterverfolgt hatte. Aber jetzt besaß sie Zeit im Überfluss. Keine Eltern, keine Termine, keine Uni. Vor ihr ein perfektes Motiv und schon bald nahmen die ersten zarten Striche Form an.
Das Meer, der Strand, das Schilf und der wunderschöne dunkle Wolf.
Linda malte, bis die Sonne unterging und sie kaum noch etwas sehen konnte.
»Du warst ein geduldiges Modell, lieber Wolf.« Sie drehte die Staffelei um und zeigte ihm das Bild. Zustimmend jaulte er auf und begann sich ausgiebig zu strecken.
Sie war erschöpft. Erschöpft aber glücklich.
»Wie ich das vermisst habe.« Strahlend umarmte sie ihren Freund und gab ihm einen Schmatzer auf den Kopf.
»Danke, Teddy.«

 

5.    Kapitel
Ein Klingeln riss Linda aus einem beklemmenden Traum von Wölfen in dunklen und leeren Räumen. Verwirrt blickte sie auf ihr Handy. Es war halb acht in der Früh. Der Fernseher lief noch. Sie musste auf dem Sofa eingeschlafen sein. Es klingelte erneut. Wer zur Hölle war das? Der Postbote vielleicht? Aber es war Sonntag.
Verschlafen torkelte sie zur Tür und blickte auf den kleinen Monitor, der zum überteuerten Alarmsystem gehörte. Zu sehen war kein Postbote, sondern die durchtrainierte Gestalt von Steve Reed aus dem Tierheim.
»Ach du …« Ihr Herz begann einige Takte schneller zu schlagen. Sie drückte auf den Knopf, der das Tor öffnete und suchte hastig nach einem Spiegel. Ein großer Fehler! Auf ihrem blauen T-Shirt prangte ein alter Eisfleck von vor zwei Tagen und ihre braunen Haare standen zu allen Richtungen ab, als hätte sie in eine Steckdose gefasst.
Dazu kamen ihre Augen, die von Mascararesten umrandet waren. Sie sah aus wie ein Pandabär!
»Das wird peinlich«, murmelte sie und öffnete die Haustür, bevor der morgendliche Gast anklopfen konnte.
Statt der schmutzigen Arbeitskleidung trug er ein schwarzes Poloshirt und eine knielange khakifarbene Hose.
Bei ihrem Anblick stutzte er einen kurzen Moment, setzte aber sofort wieder sein charmantes Lächeln auf.
»Hi, Linda.«
»Steve, was machen Sie denn hier?« Sie konnte nichts gegen den misstrauischen Unterton in ihrer Stimme tun.
Woher wusste er, wo sie wohnte?
»Wir hatten gestern nicht so viel Zeit gehabt, uns zu unterhalten, da dachte ich, ich lade Sie heute zum Frühstück ein.«
Sein Lächeln sah komisch aus. Anders als gestern.
»Das ist sehr lieb von Ihnen, aber woher wussten Sie, wo ich wohne?«
Wieder verrutschte das Lächeln für eine Sekunde.
»Sie hatten doch meiner Mutter Ihre Adresse gegeben.«
Unsicher wich sie etwas zurück. Ihre Brust zog sich unangenehm zusammen. »Das stimmt, aber das war die von meiner Wohnung. Diese Adresse hier kennt niemand.«
Steve seufzte lautstark. »Na gut, Sie haben mich erwischt.« Er zuckte ergeben mit den Schultern. »Ich habe erfahren, dass Sie Maria Salvatore eine großzügige Spende zukommen lassen haben. Daraufhin habe ich ein paar Nachforschungen angestellt und siehe da. Hier stehe ich nun.«
Sie schluckte schwer.
»Sie haben mit Maria gesprochen?« Hatte sie Maria so falsch eingeschätzt? Sie war ihr nicht wie jemand vorgekommen, der Lindas Spende an die große Glocke hängte.
»Nicht direkt mit Maria«, erklärte er. »Ich hatte ein nettes Gespräch mit einer Mitarbeiterin. Eine junge Frau war in einem roten Auto morgens vom Hof gefahren und kurz darauf wurde ein Umschlag mit sehr viel Geld im Briefkasten gefunden. Eine anonyme Spende.«
Steve musste Lindas Verunsicherung bemerkt haben, denn er hob schnell die Hände.
»Denken Sie nicht, dass ich hier bin, um ebenfalls eine Spende zu erhaschen. Ich wollte einfach nur mit der großzügigen Dame reden und Sie näher kennenlernen. Es gibt wenige Leute, die sich so für Tiere einsetzen. Ich muss zugeben, dass ich Sie bewundere.«
All seine Worte klangen plausibel, wenn da nicht dieses Lächeln wäre.
»Das ist nett von Ihnen, wirklich, aber eigentlich wollte ich nicht, dass jemand erfährt, wer ich bin.«
»Sie meinen Linda Stirling, die Erbin von Thomas und Martha Stirling, Besitzerin einer Villa und mehreren Millionen Euro? Das ist doch nichts, wofür man sich schämen müsste. Warum tun Sie das? Mit den Spenden? Sie sind noch so jung. Wollen Sie nicht lieber Reisen und irgendwelche Dinge kaufen, wie ein neues Auto?« Er deutete auf ihren alten Golf in der Einfahrt. Trotz des Geldes ihrer Eltern wollte sie kein teures Auto fahren, aus dem gleichen Grund wie sie nicht wollte, dass Leute wussten, wer sie wirklich war. Man wurde einfach anders behandelt.
»Wozu?«, fragte Linda abwehrend. »Das Auto fährt hervorragend. Reisen möchte ich auch nicht, denn ich habe hier alles, was ich brauche…«
»Aber ist es hier nicht etwas langweilig so ganz alleine?«, unterbrach er sie.
Beim letzten Wort versteifte sie sich augenblicklich.
»Es ist meine Entscheidung, was ich mit meinen Leben anfange, Steve.«
Sie sah, wie er seinen Kiefer aufeinanderpresste. Trotzdem zwang er sich weiter zu diesem grässlichen Lächeln. »Linda, an ihrer Stelle würde ich…«
Seine Stimme rückte in den Hintergrund, während sich ein vertrautes Gefühl in ihr ausbreitete. Es war, als würde Steve langsam die Fäden in die Hand nehmen und anfangen sie zu steuern. Nur so war sie nicht mehr. Niemand würde sie steuern. Es war ihr Leben. Ihr Eigenes.
»Steve«, unterbrach sie ihn. »Es war sehr schön, Sie zu sehen, aber ich möchte, dass Sie jetzt gehen.«
Sie wich ins Haus zurück und schloss die Tür. Im letzten Moment stoppte ein sandiger Schuh ihr Vorhaben.
»Linda«, hörte sie die missbilligte Stimme von Steve. Langsam aber kraftvoll drückte er die Tür wieder auf. Erschrocken riss sie die Augen auf. Was hatte er vor? Sein Gesicht kam zum Vorschein und statt des falschen Lächelns, grinste er boshaft. Ihr Herz begann zu hämmern. Übelkeit stieg in ihr hoch.
»Linda, Linda, Linda. Sie sollten einen Mann wie mich nicht abweisen. Das tut Ihnen nicht gut.«
Ihre Beine waren wie festgefroren. Sie musste hier fort, aber es ging nicht. Steve kam langsam näher und packte ihr Handgelenk. Schmerz durchzuckte den Arm.
Sie keuchte auf, begann sich zu wehren, schrie, obwohl niemand da war, der sie hören konnte. Panisch trat sie nach ihm und erwischte sein Schienbein. Ihre Nägel kratzten über seine Wange. Laut fluchend warf er sie auf den Boden. Linda knallte mit dem Kopf auf die Fliesen und sah einen Moment Sterne. Für Erholung blieb keine Zeit. Er zerrte an ihren Haaren und riss ihren Kopf in die Höhe. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter entfernt. Eine verzerrte Maske aus Zorn und Wahnsinn - dann war sie fort. Die Hand in ihren Haaren ebenfalls. Überrascht fiel sie nach hinten und blinzelte einige Male, bis sie das vertraute Knurren hörte.
Teddys mächtige Gestalt stand über Steve. Er hatte seine Kehle gepackt.
»Teddy!« Zu ihrer Erleichterung mischte sich erneut die Angst. »Teddy, bring ihn nicht um!«
Langsam stand sie auf. Ihr Kopf schmerzte höllisch, trotzdem konnte sie klar genug denken. »Ich rufe die Polizei, die kümmern sich um ihn. Aber wenn du ihn umbringst, dann jagen sie dich.«
Ein wilder Wolf tötet einen Mann. Die Stadt würde erst Ruhe geben, wenn der Wolf tot am Boden lag.
Tatsächlich bewirkten ihre Worte etwas. Teddy ließ zwar nicht los, aber soweit sie sehen konnte, hielt er Steve nur fest, statt seinen Hals zu zerquetschten.
Nach einigen tiefen Atemzügen ging Linda zittrig zum Sofa, um ihr Handy zu holen. Steve starrte den Wolf aus weit aufgerissenen Augen an. Seine Wangen waren nass von Tränen und Wolfssabber. Seine Hose auch, aber dafür gab es einen anderen Grund.
Sie schluckte schwer, als sie das erste Mal in ihrem Leben den Notruf wählte.

Zehn Minuten später liefen in ihrem Haus vier Polizisten umher. Sie beäugten abwechselnd Steve und Teddy. Aber am Ende wurde Steve abgeführt und Linda konnte ihre Anzeige machen.
Erst als sie wieder alleine war, brach sie zusammen. Teddy leckte ihr mitfühlend über das Gesicht ab. Dieses Mal stieß sie ihn nicht fort. Sie schluchzte leise und vergrub ihre Finger in seinem Fell - bis ihr vor Erschöpfung die Augen zufielen.

 

6.    Kapitel
Fünf Monate waren seit dem Überfall vergangen. Steve war aus der Untersuchungshaft entlassen worden und hatte die Stadt verlassen. Seine Mutter Olivia war mehrere Male vorbeigekommen und hatte sich für ihren Sohn entschuldig. Niemand konnte verstehen, warum er so durchgedreht war.
Geld verändert Leute.
Ihr Vorhaben mit den Geldumschlägen hatte sich als zu riskant erwiesen. Schnell war ihr jedoch eine andere Idee gekommen, um unauffällig Geld zu spenden.
Sie verkaufte ihre Bilder. Diese wurden von Tag zu Tag mehr und fanden großen Zuspruch bei den Tierheimen, in denen sie sie aufgehängt hatte.
Vierzig Bilder hingen nun im Haus ihrer Eltern, das sie zu einer Galerie umgebaut hatte. An die hundert Gäste tummelten sich auf den drei Etagen und sahen sich ihre Werke an, manche kauften sie sogar. Die Erlöse gingen an ausgewählte Tierheime.
Meine Bilder!, dachte Linda. Ihre Hände zitterten vor Aufregung und Freude.
Gerade hatte sie das erste Bild, das sie von Teddy gemalt hatte, verkauft, als sich jemand hinter ihr räusperte. Sie drehte sich um und stand einem jungen Mann gegenüber. Zwei hellbraune Augen blickten sie auf seltsam vertraute Weise an.
Er trug eine Jeans und ein schlichtes graues Shirt. Darunter konnte man einen sportlichen Körper erahnen. Kein Muskelprotz, eher drahtig wie ein Läufer. Sein Haar war so braun wie die Augen und benötigten dringend einen vernünftigen Haarschnitt.
»Schade, da bin ich wohl zu spät.« Er deutete auf den älteren Herren, der das Bild gekauft hatte.
»Oh, das tut mir leid. Sie hätten es reservieren können.«
Der Mann zuckte mit den Schultern. »Ich wusste ja nicht, dass Sie es wirklich verkaufen.«
Verwirrt runzelte sie die Stirn. »Alle Bilder in diesem Haus sind verkäuflich.«
»Na ja«, er zuckte wieder mit den Schultern. »Vielleicht kann ich es dem reichen Sack ja abkaufen.«
Schnell hielt sie die Hand vor dem Mund, damit er ihr Grinsen nicht sah. »Das sollten Sie nicht so laut sagen, sonst bekommen Sie das Bild nie von dem alten Sack.«
Er schenkte Linda ein jugendhaftes Lächeln. »Da haben Sie wohl recht. Übrigens, das sind alles wirklich schöne Bilder, Miss Stirling.«
»Linda bitte. Und vielen Dank, Mr. …?«
»Fletcher, Adam Fletcher.« Er reichte ihr die Hand.
»Schön Sie kennenzulernen, Adam.«
»Die Freude ist ganz meinerseits.« Nur langsam löste er seine raue Hand von ihrer. Seine Augen glitzerten amüsiert. Sie verstand nur nicht warum.
Adam verschränkte die Arme vor der Brust und sah sich mehr gelangweilt als interessiert um. Bis auf das Eine schienen ihn die Bilder nicht zu interessieren.
»Wenn ihre Eltern davon wüssten.«
Überrascht sah sie ihn an. »Sie kannten meine Eltern?«
»Nicht wirklich, aber ich habe viele Geschichten von Ihnen gehört.« Er zwinkerte ihr zu und begann, zu einer Wand mit vier Bildern zu schlendern. Sie zeigten Teddy mitten im Wald. Er musste die gesamte Zeit stehen und böse wirken. Es war ein witziger Tag gewesen. Seit dem Vorfall mit Steve war er ihr kaum von der Seite gewichen. Es war schwierig ihm zu erklären, dass sie ihn nicht im alten Golf mit in die Stadt nehmen konnte. Das arme Gefährt wäre unter der Last zusammengebrochen.
»Wie haben Sie es geschafft so nahe an den Wolf heranzukommen?«
Linda war nicht bewusst gewesen, dass sie Adam gefolgt war. »Wer sagt, dass ich nah an ihm dran war?«
Er fuhr sich durch das wilde Haar und schmunzelte. »Wie sonst konnten Sie die ganzen kleinen Details einfangen?«
Nun betrachtete sie ihn genauer. Wer war dieser Mann? Nicht sein Aussehen kam ihr bekannt vor, sondern seine Art sich zu bewegen.
»Vielleicht bin ich ja in den Zoo gegangen und habe ihn durch die Gitterstäbe gemalt.«
Er lachte auf. »So einen Wolf habe ich noch nie in einem Zoo gesehen. So einen Wolf hätte man gar nicht erst fangen können.«
»Ach, sind Sie etwa ein Wolfsexperte?«
»So etwas in der Art.« Er ging weiter und betrachtete ein Bild, auf dem sie Teddy im Profil gemalt hatte.
»Sie müssen die Brust pompöser malen.« Um zu verdeutlichen, was er meinte, streckte er seine eigene vor, als wäre er ein stolzer Ritter.
Nun musste sie lachen. »Wenn Sie es sagen.«
Er drehte sich um und betrachtete sie wieder mit diesem Blick, der ihr so unglaublich bekannt vorkam. Nur dieses Mal kam er einen Schritt auf sie zu und umfing ihr Gesicht sanft mit seinen Händen. Überrascht holte sie Luft.
»Eines noch Linda.« Seine Augen wurden heller. Atemlos sah sie ihn an, bevor er fortfuhr. »Bitte, bitte, nenn ihn nicht mehr Teddy. Das passt nicht zu einem großen bösen Wolf.«
Ihr fiel die Kinnlade herunter. Sie hatte niemandem von Teddy erzählt! Bevor sie reagieren konnte, gab Adam ihr einen federleichten Kuss auf die Wange und ließ sie los.
Während in ihrem Kopf ein Wirbelsturm aus Gedanken tobte, verschwand er aus der Tür.
Nein! Das konnte nicht sein. Er konnte doch nicht … Teddy sein.
»Oh mein Gott!« Ohne auf die übrigen Gäste zu achten, rannte Linda Adam hinterher.
»Warten Sie!« Sie stürmte hinaus in den Vorgarten und sah sich hektisch um. »Adam? Teddy?«
Zwischen den dutzenden Autos der Gäste konnte sie niemanden entdecken. Ihr Herz pochte wild in ihrer Brust, während sie aus dem Tor hastete. Wieder rief sie nach Teddy, aber er tauchte nicht auf.

~ Ende ~

 

©2017 Katja Rostowski, Abdruck mit freundlicher Genehmigung.